Abschied

wald

Meine Kollegin, die sich vor zwei Monaten wegen ihrer Krebserkrankung in die Rente verabschiedet hat, ist letzten Samstag verstorben.

Letzten Sommer ist sie mit mir und einer dritten Kollegin im Abstand von wenigen Wochen wegen Krebs krank geschrieben worden. Während es bei mir und der dritten Kollegin eine Erstdiagnose war, hat sich bei Sabine in der Wiedereingliederung herausgestellt, dass der Krebs, den sie ein Jahr so bekämpft hat, doch gestreut hat. Sie war also letzten Sommer so etwas wie eine Veteranin für uns beide und auch wenn ihre Art des Umgangs und der Bewältigung der Krankheit nicht meiner war, so war ich doch wegen ihr eines kleines bisschen weniger allein.

„5 Jahre“, hat ihr der Arzt noch vor zwei Monaten gesagt, jetzt ist sie tot. Ein Jahr nach der Diagnose. Für mich kam das alles jetzt sehr schnell und plötzlich. Auch wenn ich schon gehört hatte, dass das letzte Medikament wieder nicht anschlägt, dass die Ärzte sich noch beraten und ich schon vermutet habe, dass es jetzt verdammt eng wird für sie… Ich habe nicht gedacht, dass Sterben so schnell geht.

Wen ich an meinen Tod denke, dann bin ich traurig, ich trauere im Voraus um mich selbst. Aber ich denke auch:“Jetzt stirbst du nicht. Heute nicht und wahrscheinlich morgen auch nicht. “ Das passiert irgendwann mal, in Wochen oder Monaten oder Jahren, in der vernebelten Zukunft, die ja vielleicht auch ein paar Wunder parat hält…. Aber nicht jetzt!

Ich habe mit einer Kollegin telefoniert, die Sabine kurz vor ihrem Tod noch besucht hat. Obwohl ich vermied den Anschein zu erwecken, wusste diese Kollegin, dass ich wegen mir selbst anrufe. Sie sagt zu mir: Ich sage dir alles, was du von mir wissen möchtest ( und was du nicht wissen möchtest, das erzähle ich dir auch nicht). Sie wusste besser als ich selbst, dass ich anrufe um zu hören, wie man an Hirnmetastasen stirbt. Ob es schwer ist, ob es weh tut und warum man so schnell tot ist. So schnell ist man tot.

„Sie hat jetzt ihren Frieden“

Ich will meinen Frieden nicht haben. Die können ihren Frieden behalten. Da ist nichts Gutes dran, dass ein Mensch in der Mitte seines Lebens einfach ausgelöscht ist.

Für Sabine war jetzt Jetzt. Das wird es auch für mich irgendwann sein.

Aber nicht heute.

 

 

 

P.S. Heute brauchte ich etwas Helleres – unbedingt! Deswegen die Veränderungen am Blog…

8 Gedanken zu “Abschied

  1. Judith

    Das tut mir leid, dass mit Deiner Kollegin. Ich habe auch einige Frauen mit Hirnmetastasen
    gekannt, die relativ schnell daran gestorben sind. Eine war Brustkrebspatientin, noch im heilbaren Stadium und bekam ganz plötzlich so starke Kopfschmerzen, dass sie mit dem Krankenwagen abgeholt werden musste. Im Krankenhaus stellte man dann Hirnmetastasen fest und wenige Tage später verstarb sie daran. Es gibt wohl keine Art von Metastasen wo es so schnell gehen kann wie bei Hirnmetastasen. Es ist wohl so, dass wenn der Hirntumor nur ein paar milimeter wächst und dann ein Blutgefäß trifft, dass dann schon tödlich sein kann. Es gibt aber auch Patienten
    die damit Jahre leben. Nichts aufzuschieben ist wohl ratsam wenn man das hat, aber täglich auf den Tod warten wäre auch unmenschlich und sinnlos. Du machst das schon gut so, nach dem Motto „ein bischen Gaga werden “ .

    LG

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    1. Judith

      Noch was vergessen. Dass der Arzt Deiner Kollegin 5 Jahre prognostiziert hat ist eigentlich nicht seriös. Die meisten Ärzte geben keine genaue Prognosen mehr zur Überlebenszeit bei Metastasen ab, weil sie es einfach nicht so genau wissen können .

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      1. Ich weiß nicht warum der Arzt ihr diese Prognose gegeben hat, manche sind wahrscheinlich so unbedarft. Vielleicht wollte er sie aber auch in Sicherheit wiegen, wei er wusste, es wird schnell gehen. Ich glaube viele Ärzte lassen sich zu prognosen hinreißen.

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  2. Das tut mir leid. Letzte Woche ist meine Freundin und Exkollegin gestorben. Viel zu schnell; sie hatte mich immer gut beraten, als ich auch an Krebs erkrankte. Nun ist sie gestorben; und wir, die Freundinnen, sind fassungslos.
    Ich wünsche Dir viel Rückenwind und Kraft, gute Freunde und Ärzte – mit anteilnehmenden Grüßen v. Doris

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  3. Du sprichst mir aus dem Herzen. Ich selbst bin geschockt, wie rasch es gehen kann, ich war nur 10 Tage auf Urlaub, als ich zurück kam, lag meine Freundin und Gleichgesinnte, im Sterben. Ich kiefel heute noch daran

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  4. Vera

    Ich 08/2015 Lungenkrebs mit Bestrahlungen und Chemo
    ..eine einmalige Sache…nie mehr.

    Im Jan.2018 plötzlich einen Krampfanfall und ich wusste nicht mal was das jetzt ist
    Das erfuhr ich dann in der Notaufnahme im Krankenhaus. ein epileptischer Anfall final ausgelöst durch eine Hirnmetastase.
    Ich würde operiert und bekam 20 Kopfbestrahlungen mit der Option, dass ich jetzt Ruhe hätte mit den Anfällen und Metastasen.
    Jedoch 3 Mon.später der nächste Anfall und derzeit liege ich wieder nach einem Anfall im Krankenhaus.
    ich wurde belogen hätte ich gewusst, dass ständig Anfälle kommen, hatze ich keine Kopfbestrahlung machen lassen und wäre jetzt vielleicht schon erlöst !!!
    ICH habe ohnehin mit einer Patientenverfügung vorgesorgt.

    bin sehr enttäuscht über diese falschen Angaben und die Kurzabfertigung der Ärzte
    Vera

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    1. Hallo Vera, das tut mir sehr leid, dass der Krebs zurückgekommen ist und dass du zurzeit im Krankenhaus liegst. Ich denke dass Ärzte oft nur ausprobieren und auch nicht so richtig wissen, was hinten raus kommt. Nur hoffen, dass es das ist, was sie sich denken….
      Wie sie das kommunizieren, das ist allerdings manchmal sehr fragwürdig.

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