Gestern war ich beim Friseur – schlimm…
Mit 16 bin ich zu unserer Dorf-Friseurin gegangen und habe ihr mit vielen Worten erklärt, wie ich mir meine zukünftige Frisur vorstelle: wild durcheinander, kurz und zottelig, in allen Richtungen abstehend etc. etc. „Ein bisschen frech also“, meinte die Friseurin. Ja, so sah dass dann auch aus. Peinvoll musste ich die 400 m vom Friseur nach Hause ohne Kopfbedeckung überwinden, bin direkt in das heimische Badezimmer gegangen und habe selbst nachgeschnitten. Und war zufrieden mit dem Ergebnis.
Danach bin ich 15 Jahre nicht mehr zum Friseur gegangen.
Aber auch meine inzwischen erworbenen Fähigkeiten sind begrenzt und irgendwann wagte ich also doch noch mal einen Versuch und habe nach relativ kurzer Zeit tatsächlich einen Friseur meines Vertrauens gefunden.
Wir waren glücklich bis zu meiner Hochzeit.
An diesem Morgen fahre ich mit dem Taxi und meiner Schwester um 9 Uhr zum Friseurgeschäft und warte in meiner wachsenden Verzweiflung mehr als eine Stunde auf die Friseurin, die für uns extra an diesem Tag den Laden etwas früher aufschließen wollte – ihr Vorschlag. Ich warte mit einer Un-Frisur, weil sie mir prachtvolle Locken in meine relativ kurzen Haare drehen wollte und ich diese deshalb seit Monaten nicht schneiden lassen sollte. Ich warte mit ziemlich kaputten Haaren, weil ihre Kollegin mich beim Nachfärben vergessen hat.
Sie hat mich vergessen. Sie kommt nicht. Ich auch nicht mehr, nie wieder.
Seit diesem Debakel habe ich vier Friseure ausprobiert:
Nr.1: ganz guter Schnitt, aber ernsthaft 60 € für 15 min Arbeit? ( ganz abgesehen davon, dass der gleiche Schnitt bei einem Mann weniger als die Hälfte kostet)
Nr.2: gleicher Preis, nur dass sie für diesen Schnitt 1 Stunde braucht, als ob man den Rasen mit einer Nagelschere mäht…
Nr3: fairer Preis, aber eigentlich wollte ich dafür eine Frisur, nicht einfach alles komplett mit der Schere so ratzekurz wie es nur geht geschnitten…
Nr. 4 war gestern dran, nachdem ich mühsam wieder etwas Haar gezüchtet hatte. Kommentar meines Mannes: Hm, sie ist wohl eher auf Senioren spezialisiert…
Und ich habe am Vormittag noch eine weißhaarige Omi mit dem ewig gleichen Kurzhaarschnitt über die Straße laufen sehen und dachte, Mensch haben denn alle Omis denn gleichen Friseur? Ja, haben sie, es ist meiner!
Ich glaube, ich muss wieder selber schneiden
Manno!
Ich war früher sehr eitel was mein Äußeres betraf.
Nach Jahren mit dem Krebs und bald schon mehreren
Jahren mit der Diagnose unheilbar verlieren solche
Äußerlichkeiten immer mehr an Bedeutung für mich.
Allerdings muss ich gestehen, dass ich mich um das
Thema Haare noch nie kümmern musste, weil ich
von Natur aus mit sehr dicken, robusten naturgewellten
Haaren gesegnet bin, die ich weil es am praktischsten
ist immer schon lang trage. Außer waschen und
Lufttrocknen und ab und an mal selber die Spitzen
schneiden , muss ich nix machen und meine
Freundinnen beneiden mich um meine Mähne.
Aber was nützen die schönsten Haare, mit einer
unheilbaren Erkrankung. Es zeigt doch wie
unwichtig es doch eigentlich ist, worum sich die
meisten Frauen einen Kopf machen, im wahrsten
Sinne des Wortes und viel Zeit und Geld investieren.
Lg
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