Zwischenstand…

Viel ist eigentlich passiert, deshalb mal nach und nach:

Nach 5 Wochen Kortison bin ich schön aufgegangen wie ein Hefeklops, ich bin die kleine Dickmadam, und bald kracht der Zug… 🙂 Der schöne Nebeneffekt von Kortison ist, dass mir das fast egal ist. Ich hab mir eine bequeme Hose gekauft und es die meiste Zeit gelassen gesehen. Zum Ende hin wurde es allerdings doch unschön und jetzt muss ich die Pfunde natürlich wieder loswerden, das ist noch viel unschöner. Zumindest das erste  „abschwellen“ passiert von allein, mein Körper fühlt sich nicht mehr wie ein Wasserballon an, ich habe Knochen, schau an! 😉

Der sehr aufwendige PET-Scan in Jülich hat ergeben, dass da zwar eine Menge Wasser und abgestorbenes Gewebe durch mein Hirn wuselt, aber keine neuen Metastasen.  Jetzt habe ich das Kortison abgesetzt und nach einer Woche Entzugserscheinungen komme ich ganz gut klar, die Symptome sind aushaltbar und werden ja hoffentlich von alleine weniger.

Die angenehme Seite von Kortison ist, dass ich ziemlich ausgeglichen bin, mir keine großen Gedanken um meinen Tod mache und wenn doch, dann ziemlich nüchtern. Das ist jetzt natürlich wieder anders.

Im Augenblick hadere ich ob des Alltags versus meinen Zustand. Manchmal denke ich (würde es aber nie laut aussprechen) dass dieser ständig präsente Ich-werde-bald-sterben-Zustand, den man aber über einen längeren Zeitraum irgendwie handhaben und aushalten muss, dass das vielleicht schwieriger ist, als schnell zu sterben. Ich sollte froh sein, dass ich noch ein bisschen Zeit habe, aber mit dieser Zeit umzugehen, dass finde ich schwer. Der ersten Diagnose nach wäre ich jetzt bereits tot, ich hätte es hinter mir, aber meine Familie und meine Freunde wären traumatisiert. Ich bleibe dabei, es ist gut lange Zeit zu haben, sich zu verabschieden, zumindest für die Anderen.

Das ist ein seltsames Gefühl im normalen Alltag todkrank zu leben.  Alltag in meinem Beruf bedeutet mit Menschen an einem Tisch zu sitzen, zu diskutieren, zu überlegen,  für das kommende Jahr voraus zu planen, Konzepte zu entwickeln und dann plötzlich zu denken, na ob ich das noch erlebe? In einem Moment entwickle ich den 10 Jahres Plan, im Nächsten weiß ich, bis dahin bin ich doch längst tot. So schizophren wie es sich anhört, so fühlt es sich auch an.

In meiner Arbeit haben sich alle daran gewöhnt, dass ich wieder da bin. Jetzt fragen die Menschen seltener, wie es mir geht (also dieses Ernste: Wie geht es dir denn?) und das ist gut so. Ich möchte bitte auch für voll genommen werden und wusste sowieso nie, was ich darauf antworten soll.  Ich glaube ein paar haben vergessen, dass ich krank bin 🙂 (ach, könnt ich´s doch auch) Andererseits gibt es manchmal Momente, die auch wertvoll sind: Ein ganz sachliches Gespräch mit jemanden, dessen Schwester gerade im Hospiz ist, ein Austausch mit jemanden, den ich eigentlich selten sehe, dem ich kurz meine tatsächliche Lage geschildert habe und der mit Tränen in den Augen gute Worte gefunden hat.

Ich denke, dieser Spagat ist jetzt eine Aufgabe, die mich nicht mehr verlassen wird. Ich denke außerdem, dass mir da niemand wirklich bei helfen kann, zumindest nicht direkt. Deshalb habe ich mich bisher auch nicht psychoonkologisch begleiten lassen. Sollte ich vielleicht, mal sehen, glaube aber nicht, dass mir da wirklich jemand helfen kann, denn die Situation lässt sich ja nicht lösen.

Übrigens ist nun nach der Küche (im Oktober) auch Wohn- und Schlafzimmer meiner Freundin fertig geworden, jetzt geht es an den Feinschliff, ich bin sowas von eine Tine Wittler! (Vom Umfang her noch nicht ganz, aber wenn ich mich nicht bald am Riemenreiße 😉 Sieht gut aus, demnächst gibt’s mal Fotos.

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