Im Sommer habe ich geschrieben, dass ich wegen einer Beförderung angesprochen wurde, also eine Stelle innerhalb unserer Abteilung, die einen Aufstieg bedeutet. Jetzt im Herbst fanden die finalen Gespräche dazu statt, die mich dann doch haben nachdenklich werden lassen.
Anlass war eigentlich nur ein kleiner Spruch einer Mitarbeiterin aus der Abteilung wegen Elvis, dem Pudel. Sie kam mir am Tag des Gesprächs entgegen und meinte lapidar: „Na, da können wir ja bald alle unsere Hunde zur Arbeit mitbringen“. Verwirrtes Lächeln, Stirnrunzeln, Augenbrauen hochziehen meinerseits, dann habe ich mich auf den Weg zur Chefin gemacht.
Das Gespräch lief auch ganz gut und am Schluß wollte sie eben auch noch mal auf Elvis zu sprechen kommen. Ob ich den Hund den jeden Tag mitnehmen müsste. Es gäbe ja einige Hundebesitzer in der Abteilung und da wurde schon gesagt, das können aber doch nicht alle machen… Aha, Maus, ick hör dir trapsen 😉 Das ich ein bisschen Neid auslösen kann, hätte ich ja jetzt auch nicht mehr gedacht 🙂
Zuhause habe ich überlegt: Wenn meinen Kollegen nicht klar ist, warum Elvis der Pudel bei mir eingezogen ist und was bei mir anders ist, als bei ihnen, dann sind vielleicht auch einige andere Dinge nicht klar. Und dann streben wir vielleicht mit falschen Erwartungen und Vorstellungen eine andere Zusammenarbeit an. Und das wäre schlecht, für alle Beteiligten.
Deshalb habe ich eine ausführliche Mail geschrieben, um deutlich zu machen, dass man mir das nicht ansieht, wenn man mit mir eine Stunde im Raum an einem Tisch sitzt, aber dass:
- ich inzwischen deutlich eingeschränkt bin in meiner Beweglichkeit, meiner Kraft und Ausdauer und in meinem Konzentrationsvermögen.
- dass es gute Tage und schlechte Tage gibt
- dass die derzeitigen 25 Stunden Arbeitszeit nicht dazu dienen, damit ich einen freien Nachmittag genieße, sondern die absolute obere Leistungsgrenze für mich darstellen
- dass ich mehr und längere Pausen benötige
- dass Elvis immer bei mir ist und nur zur Ausnahme fremdbetreut werden kann, weil ich ihn zwingend tagsüber brauche um eine bessere Lebnsqualität zu erreichen
dass ich deshalb noch mehr Extrawürste einfordern werde und das Team sich dessen bewusst sein muss.
Darauf hin bekam ich einen netten Anruf, dass es doch besser sei, wenn ich diese Stelle nicht einnehmen würde, dass man etwas für mich finden würde, wo ich meinem Bedarf entsprechend arbeiten kann. Weil ich bei dieser Stelle eben auch mit anderen Abteilungen zusammen arbeiten würde. Die hätten dann vielleicht nicht so viel Verständnis, dann müsste meine Chefin sich immer rechtfertigen.
Ja.
Ich habe auch keine Lust darauf dass sich andere für mich rechtfertigen müssen. Ich habe auch keine Lust darauf, das meine Mitarbeit nicht als Bereicherung angesehen wird.
Ich denke gerade darüber nach.
Ob man behinderten und eingeschränkten Menschen den Aufstieg in Führungspositionen verweigern sollte, weil sie nicht das Leistungsniveau bringen, dass ein gesunder Mensch bringen (könnte). Wenn der Gesunde denn wirklich gut ist und ich ihn nicht in meinem Zustand noch locker in die Tasche stecken würde 😉 Ob ich das noch mal diskutieren soll, oder doch froh bin, keiner so hohen Anforderung ausgesetzt zu sein. Soll ich mich herausfordern? Jetzt noch? Oder das Zurücklehnen genießen?
Ich kann Dir, aus eigener Erfahrung und aufgrund all der Dinge, die ich sowohl als Krankenschwester, wie auch als MITpatientin erlebt habe, nur raten, Dich nicht überwiegend über die Arbeit zu definieren oder gar zu bewerten. Außerdem kann ich sagen, dass ein (krebs-)Leben auch ohne Arbeit sehr ausgefüllt und ausgewogen sein kann (ich habe meine Arbeit sehr geliebt und konnte es mir eigentilch nicht ohne vorstellen).
Ich kenne leider sehr viele Betroffene, die sich sehr lange an ihrem Job festgehalten haben und irgendwann kam dann die grooooße Enttäuschung. In vielerlei Hinsicht. Menschlich, persönlich und eben überhaupt. Da gab es dann oft so gar kein Verständnis für die anderen Umstände und die „Extrawürste“. Da wurde gemobbt und geratscht. Bei mir persönlich nicht, weil ich recht schnell in Rente geschickt wurde und das auch habe geschehen lassen (vor 10 Jahren, erwartet waren maximal 2)
Ich möchte Dich von nix überzeugen, oder mich gar irgendwie „einmischen“. Aber ich habe das in diesen vielen Jahren einfach viel zu oft mitbekommen und am Ende war der Jammer dann groß.
Lieben Gruß
Sue
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Beides. Ich würde beides machen. Sage ich einfach mal so in meinem jugendlichen Leichtsinn 😜 Zurücklehnen und genießen. Ja. das steht denn mal an. Aber ich würde auch klären. So einfach würde ich sie nicht aus der Nummer rauslassen. Was wäre genau denn besser, wenn Du die Stelle nicht antreten würdest. Ganz genau formuliert bitte. Ganz konkret. Was genau ist besser. Ich würde alles an Ausreden aus ihnen rausquetschen und sie dann damit alleine lassen. Schaut euch eure verlogene Sch… an… sorry, aber das dachte ich grad.
Ja, lehn Dich zurück, aber erst klatsche ihnen ihre eigenen Worte um die Ohren.
Bei mir ist das ein wenig ähnlich, wenn auch ohne Hirarchie. Ich habe einen behindertengerechten Arbeitsplatz, so heißt das. Das gestaltet sich so, dass ich Dienstags im Büro bin und von Mi bis Fr zu Hause Telearbeit mache. Mo habe ich generell frei, weil ich nur teildiensttauglich bin. Die regulären Telearbeitsplätze, die mit meinem Arbeitsplatz nichts zu tun haben, sind reglementiert, da muss man sich bewerben, das wird alle zwei Jahre neu vergeben.
Und natürlich ist es einigen Kollegen aufgefallen, dass ich so locker immer Telearbeit habe, sogar drei Tage, was bei regulärer Telearbeit nicht geht (zwei Tage maximal) und wieso das denn so sei. Oder noch besser, das hätten sie auch gerne. Meine Antworten fallen entsprechend aus. Manchmal habe ich sogar Spaß daran, wenn ich die entgleisten Gesichtszüge sehe, weil ich ihnen meinen Telearbeitsplatz und meine Krebserkrankung im Tausch anbiete. Komisch, will aber dann doch keiner.
Nein, lass sie nicht aus der Nummer raus, so viel Nachsicht haben sie nicht verdient.
Und knutsche Elvis von mir!
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