Das ist nicht nur ein Titel von Rammstein, sondern auch das althergebrachte Signal für Matrosen, dass es jetzt losgeht, im Sinne von Aufbruch. Also Reise, Reise im doppelten Sinne:
Natürlich müssen hier noch ein paar Fotos meiner tollen Reise rein:
Das war eine Reise, kein Urlaub, aber ein Abenteuer. Anstrengend, aber wunderbar. Das war mein Reise-Jahr. Ich hatte noch durch meine Krankschreibung einige Wochen Resturlaub und ich habe mir ausgerechnet, dass ich in diesem Jahr sehr wahrscheinlich noch körperlich gut in der Lage bin zu verreisen. Das war dann im Rückblick doch eher nur bedingt so, letztendlich hatte ich einfach nur Glück, dass die neuen Metastasen und die Behandlungen immer schön zwischen meinen Reisen aufgetreten sind ;-). So! ich startete dieses Jahr im Januar mit Hamburg, machte weiter mit Barcelona zu Ostern, Zeeland über Pfingsten, Santorin und Oberstdorf im Sommer und schließlich Oahu, Maui und San Francisco im November 🙂 ganz schön Kilometer gemacht. Ich bin jetzt wirklich froh, erst mal einfach nur zuhause zu sein. Ich habe mein Konto komplett platt gemacht, so dass ich zum ersten Mal seit vielen, vielen Jahren mal wieder vor dem Geldautomaten stand und da kam nix raus 😮
Und darüber kann ich natürlich nur lachen, weil ich, machen wir uns nichts vor, einen besten Ehemann von allen habe, der genug verdient um mich im Notfall mitzuversorgen oder dreiviertel der Reisen bezahlen kann. Wäre ich alleine, dann hätte ich durch die Stundenreduzierung dieses Jahr mein Geldbeutel eng schnüren müssen. Angesicht der Aussichten ist mein Erspartes auch eher ein Notgroschen. Ich hab eben gedacht, ich hab noch 25 Jahre Zeit mehr anzusparen. Wenn man in meiner Situation alleine für das Haushaltseinkommen sorgen muss, dann hat man auch nur noch Sorgen. Das ist nicht das Erste, was man hört oder woran man denkt, aber Krebs geht ins Geld!
Reise Reise heißt es bald auch für meine Arbeitssituation. Ich hatte ja von der Beförderung geschrieben, von der schnell abgesehen wurde, nachdem klar wurde, dass eine 100 % Behinderung tatsächlich eine Einschränkung bedeutet. Ich bin dem Team in meiner Abteilung nicht böse, dass ich so schnell aus dem Rennen geworfen wurde, weil ich weiß, dass sie es wirklich nett meinen. Leider ist das bloß nicht immer gleich gut gemacht. Und ich denke weiterhin, dass man nicht Inklusion von den Fußsoldaten fordern kann und sich in der Chefetage darum drückt hier Vorbild zu sein. Aber um mich noch einmal für die Stelle ins Gespräch zu bringen, bräuchte ich Ermutigung von meiner Chefin und nicht das Gefühl, dass ich etwas beweisen muss. Druck. Ich habe mir Gedanken gemacht und mir die Kommentare als Denkanstöße genommen. Ich habe keine Lust mein Arbeitsleben mit einer Schonstelle zu beenden. Irgendwas Unwichtiges, wo es nicht schlimm ist, das ich fehle. Ich war fantastisch gut in meinem Job, wahnsinnig erfolgreich, ich habe viel gegeben, ich hatte viel Freude bei der Arbeit und habe etwas aufgebaut. Jetzt kann ich die Arbeit nicht mehr machen. Seit Monaten rette ich mich mit Urlaub und alten Überstunden über die Tatsache hinweg, dass ich das Stundenpensum und die Belastung bei weitem nicht mehr tragen kann.
Ich habe mich entschlossen im Januar Rente zu beantragen. Mir kam die Idee, diesen Schritt nicht als Ende, sondern auch als Anfang zu betrachten. Ich mach jetzt was anderes und ich habe endlich Zeit dafür. Ich habe gar keine Bedenken, dass ich die Zeit nicht gefüllt bekomme, ich habe Ideen. Und ich würde auch gerne wieder ein paar wenige Stunden zurück zu meiner früheren Arbeitsstätte, in die Kita. Wieder mit Kindern lachen. Nach meinem Studium war ich dazu zu überqualifiziert. Am 18. Januar habe ich einen Termin mit der Chefin und der Chefinchefin. Jetzt wo ich die Entscheidung gefällt habe, freue ich mich drauf und verabschiede mich auch schon innerlich ziemlich schnell von meinem heißgeliebten Job.
Der beste Ehemann von allen musste auch erst mal schlucken und dachte ich meine es nicht ernst, denn ich habe immer wahnsinnig gerne gearbeitet. Und ich fand es schon gut, nicht unwesentlich zu verdienen und nicht abhängig zu sein. Aber es ist nur noch mühsam. Und ich bin jetzt definitiv von ihm finanziell abhängig. Dann hat er (natürlich) gesagt, mach einfach das, was für dich das Beste ist. So ist der Beste eben 😉
Die Reaktionen in meinem Umfeld sind wenig spektakulär. Ich persönlich finde eigentlich eine Verschlechterung meines Gesundheitszustandes innerhalb 18 Monate von nix zur Rente schon sensationell. aber offenbar haben die anderen das schon früher kommen sehen oder sie wollen sich den Schreck nicht anmerken lassen. Also ich war schon erschrocken. Jetzt nicht mehr so sehr, nur noch manchmal und damit muss ich eben leben, Pech.
Aber so geht die ganze Geschichte ja die ganze Zeit ihren Weg, Stufe für Stufe geht’s bergab und man kann doch nur versuchen, das Beste draus zu machen. Ich jedenfalls, ich werde. Aber Hallo, werde ich meine Rente genießen! Reise Reise
P.S. Ich bin kein Rammstein Fan, aber an alle: sehr zu empfehlen: „Heute hat die Welt Geburtstag“ von Flake. Tolles Buch, macht Spaß!
Es geht nicht immer nur bergab. Es gibt durchaus auch vollkommen gerade Strecken.
Ich empfinde in meiner Situation, inzwischen einen „Stillstand“ als ein Stück bergauf. Alles eine Sache des Betrachtungswinkels. 😉
Deine Entscheidung bezügl. Rente, kann ich natürlich nachvollziehen. Auch ich habe meine Arbeit sehr geliebt und hätte mir das noch kurz vor der Diagnose, nicht im Ansatz vorstellen können. Aber wenn es das Richtige ist, dann ist es eben so. Du machst ja auch immer aus jeder Situation irgendwie das für Dich Beste.
Wenn Du Tipps für Hamburg möchtest, gerne melden.
Lieben Gruß
Sue
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Willkommen zurück! Was für eine Reise! Was für Fotos! Klasse!
Ja, und Rente ist ein Schritt, das ist wahr. Aber wohl der richtige Schritt. Ich habe damals gedacht, ich komme nie wieder ans arbeiten. Nun bin ich wieder ans arbeiten gekommen, aber seeeeeeeeehr eingeschränkt. Teildiensttauglich nennt sich das bei Beamten. Ich habe auch mal sehr sehr gerne und sehr sehr sehr viel gearbeitet, so viel, dass es mir nicht immer gut tat, aber ich habe es trotzdem geliebt. Technik. Gott habe ich es geliebt. Der beste Job der Welt, habe ich immer gesagt. Und ich gebe zu, manchmal sehne ich mich danach zurück, allerdings nur in Gedanken, so eine Wehmutsehnsucht, so wie man sich nach dem Weihnachtsduft in Omas Wohnzimmer sehnen kann, aber wer möchte noch mal 8 sein und einen Legokasten geschenkt bekommen? Eben, reine Wehmut, in echt möchte ich den Job nicht mehr machen.
Abschied ist das Zauberwort, ich musste Abschied nehmen und das ist wie mit dem Winter ade und scheiden und weh tun und so, was wir immer singen mussten in der Grundschule. Gestern abend lag ich im Bett und dachte, jetzt biste 58, das heißt, die 60 winkt, das heißt, das Berufsleben neigt sich dem Ende zu (ich bin ja dankbar, wenn ich das erleben darf, wenn ich wie alle „Gesunden“ dem Arbeitsleben regulär adieu sagen darf, aber das ist ein anderes Thema) und dann dachte ich, was will ich eigentlich noch vom Leben? Was soll meine Handschrift tragen? Was will ich noch erreichen?
Und ich habe ganz deutlich gespürt, dass die Arbeit nicht dazu gehört, ich mache meine jetzige Tätigkeit gerne, auch ein toller Job eigentlich, nix mehr mit Technik, Schreibtisch, wirklich interessant, aber sie gehört nicht zu dem, was meine Handschrift tragen soll.
Begegnungen, Reisen, Orte erfahren, Gespräche, Familie, meine Fellnasen, das soll meine Handschrift tragen.
Darum denke ich, Du machst genau das Richtige, nämlich was Dir gut tut. Wenn Dir Kinder gut tun, dann ab zu den Kindern. Meine Beuteenkelin kann jetzt wie der Wind buchstabieren, seitdem redet sich nicht mehr in Worten mit uns sondern nur noch in Buchstaben 😜 sie hat (hoffentlich) das ganze Leben noch vor sich. Sie hat noch keine eigene Handschrift.
Ich wünsche Dir bei Deinen Plänen alles Gute!
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