Heute ist ein sehr schwieriger Tag für mich. Heute steht eine große Familienfeier an, meine letzte hoffentlich.
Der Konflikt zu einem Teil meiner Familie besteht weiterhin, fast ein Jahr hat mich das beschäftigt. Ich habe es hin und her gewendet, gegrübelt, nachts wach gelegen, war unendlich wütend, traurig und enttäuscht. Währenddessen ging für den Rest meiner Familie das Leben weiter. Meine Eltern haben die ganze Geschichte einfach beiseitegeschoben und tun so, als wäre nichts gewesen. Das ist ihre Art und da sind sie auch richtig gut drin. Ich kann es ein bisschen verstehen, schließlich wohnen sie Tür an Tür, da ist ein harmonisches Familienleben hilfreich. Abgesehen davon sind sie konfliktscheuer als ein Hoppelhäschen. Sie haben schon fast alles vergessen und wissen auch gar nicht so recht, warum ich nicht einfach genauso handle. Meine Schwester sagt, „ich halte mich da raus“ und fragt mich, ob ich besser nicht zu den Mädelsabende komme, denn wenn meine Schwägerin fernbleibt, dann ja sicher auch meine Nichte usw.
Sich von einem Teil seiner Familie zu verabschieden, ist überhaupt nicht leicht, das ist ein Prozess, der mit vielen Emotionen verbunden ist. Ich habe mit meinem Mann gemeinsam vor ca. 1 Monat beschlossen, dass es jetzt reicht. Ich will meine Zeit nicht länger vergeuden. Die Tür, die wir beide noch aufgehalten haben, wird jetzt unwiederbringlich geschlossen. Ich möchte diese Menschen nicht mehr sehen.
Ich habe auch das ganze Jahr darüber nachgedacht, wie sich der Rest der Familie sich in dieser Situation verhält. Es handelt sich ja nicht um einen Streit zwischen verschiedenen Personen, sondern eine Person, in diesem Fall ich, wurde völlig überraschend massiv attackiert, es wurden Lügen über mich erzählt, ich wurde schlecht gemacht, man hat versucht die Beziehung zu meinen Eltern und indirekt auch zu meiner Schwester zu verschlechtern. Meine Eltern schieben die Geschichte beiseite, meine Schwester gibt sich neutral. Sie stehen daneben und gucken zu, anschließend trinken Sie Kaffee mit ihnen. Dürfen sie das? Ja.
Ich hatte die ganze Zeit über Kontakt zu meiner Schwester und zu meinen Eltern, die sich auch bemüht haben, diesen zu halten, sozusagen die Familie meines Bruders und mich und meinen Mann gleich zu „bedienen“. Ich habe mich auch bemüht.
Ich habe mich wirklich bemüht Ihnen zuzugestehen, dass sie selbst entscheiden können, wie sie sich in der ganzen Situation verhalten. Ich habe lange nachgedacht, was „richtig“ ist. Aber ich habe festgestellt, dass in mir ganz unmerklich schleichend etwas passiert ist. Ich habe innerlich gekündigt.
Ich habe mich verändert in den letzten drei Jahren, ich bin dünnhäutig und vor allem schwach geworden. Körperlich schwach, konstitionell schwach, seelisch weniger belastbar. Ich brauche Schutz und Bestand, wenn ich angegriffen werde. Ich habe erfahren, wer ihn mir nicht gibt. Wer mir nicht beisteht und nicht für mich da ist. Zu wem ich Vertrauen haben kann.
Leider werden in meiner Situation solche Dinge direkt existenziell verhandelt und haben eine andere Bedeutung.
Meine Familie verhält sich und das hat etwas mit mir gemacht. Sie haben das Recht, sich selbst zu einer Position zu bekennen. Ich habe das Recht meine Konsequenzen daraus zu ziehen. Das heißt nicht, dass ich den Kontakt zu meinen Eltern und meiner Schwester abbreche, ich möchte ihnen nicht weh tun. Aber ich werde zunächst meine Erwartungen an sie massiv runterschrauben. Und mich innerlich distanzieren. Mich auf andere Menschen konzentrieren, von denen ich weiß, dass sie in jeder Situation für mich da sind. Und ich werde mich keinen unangenehmen Situationen mehr aufsetzten, um anderen einen Gefallen zu tun. Zu Familienfeier zu gehen, z.B. . Zuzugucken wie alle weggucken.
Heute feiert mein Vater seinen 70. Geburtstag. Ich gehe hin und werde den ganzen Tag lächeln. Ich wünsche ihm einen schönen Geburtstag. Und dann wars das für mich. Ich schleiche mich raus. Ich lebe noch, aber meine Familie ist leider an Krebs gestorben.
Das hast Du wunderbar formuliert, das mit Deiner Familie, die an Krebs gestorben ist.
Sende späte Grüße!
Wann gehen wir mal wieder mit den Hunden?
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Hallo Julia
Erst jetzt – leider – schaue ich in Deinen Blog. Und mir fällt das Gesicht runter! Wie elendiglich ist das denn, was Du durchmachst? Als allererstes habe ich meinem Onki ein Mail geschrieben, als Dankeschön für das da sein, für mich verstehen, für meine Zickereien mich entschuldigt, und danach habe ich in meine Familien-Wats-Up-Gruppe das Gleiche gemacht. Ich wäre nichts ohne diese Unterstützung!
Wenn Du Dich bei mir via Mail registrierst, könnten wir direkt schreiben, ich denke, es müsste nicht alles hier öffentlich sein. Wenn Du magst…
Liebe Grüsse
Heidi / Krustentierchen
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